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Terrorpanik

Nach der Terror-Attacke auf Mumbai hat die indische Luftwaffe unweit von Neu Delhi Jagdflugzeuge MiG-29 stationiert, um die Hauptstadt vor terroristischen Luftangriffen zu schützen.

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Nachdem also einige Leute mit Booten unterwegs waren und in Hotels um sich geschossen haben kauft Indien sich Flugzeuge?! WTF?! Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Wie viel Quatsch muss man eigentlich in eine Meldung packen, bevor wirklich jeder merkt, dass das Quatsch ist?

S-Bahn-Fahren 2010

CSU-Innenexperte Norbert Geis will sogar Sicherheitskontrollen wie am Flughafen: „Wir können es nicht darauf ankommen lassen, dass die erste Bombe in einem ICE explodiert.“

Quelle

Nachdem ich mich von meinem Lachkrampf ob der Sinnfreiheit dieser Forderung (aber hey, es ist die CSU, was erwarte ich da eigentlich?) erholt hatte und mich wieder auf meinen Stuhl gesetzt hatte, habe ich mir nach dem Lesen dieser Aussage mal vorgestellt, wie dann wohl in ein paar Jahren das S-Bahn-Fahren aussehen wuerde. Ich lade euch also heute zu einer kleinen Zeitreise ein paar Jahre in die Zukunft ein.

Es ist 6:30. So langsam muss ich los, immerhin muss ich um 8:20 die S-Bahn nach Potsdam kriegen, und morgens ist ja immer so viel am S-Bahnhof los. Die ganzen Pendler… Also packe ich meine Sachen in den Rucksack und meinen Fahrausweis in eine durchsichtige Plastiktuete. Nach dem Stress ein paar Tage zuvor, als ich nur knapp einer Festnahme entkommen bin als ich meine Hand in Richtung Hosentasche bewegt hatte, nehme ich sie jetzt immer vorher raus. Am S-Bahnhof angekommen gehe ich zum Express-Checkin-Schalter fuer Leute mit Dauerkarten. Nach nur 20 Minuten bin ich an der Reihe. Ich zeige meine Dauerkarte und gebe meinen Rucksack auf. Er wird auf ein Foerderband gestellt und gleich durchleuchtet. Die ueblichen Fragen (“Ist das ihr Rucksack?”, “Haben sie ihn irgendwann Mal aus den Augen gelassen.”) werden gestellt und dann wird ein kleines RFID-Etikett am Griff des Rucksacks befestigt. Darauf gespeichert ist eine eindeutige ID sowie ein Foto von mir, damit ich im Zweifelsfall durch die Kameras gesucht werden kann, wenn irgendwas mit dem Rucksack nicht stimmt. Der Rucksack surrt davon, in die Dunkelheit der Gepaeckverarbeitung. Ich erhalte einen Boarding-Pass und eine ebenfalls mit RFID versehene Karte, mit der ich nachher meinen Rucksack wiederholen kann. Mit der Karte, meinem Boarding-Pass und meinem Semesterticket in meiner Tuete gehe ich weiter zum Sicherheitscheck.

Inzwischen ist es 7 Uhr. Die Pendler sind alle schon da. Lange Schlangen bilden sich. Die Diskussion in den Zeitungen ueber die Aufstockung des Personals an den kleineren Bahnhoefen von 20 auf 30 Personen kommt mir wieder in den Sinn, aber Berlin ist ja schon traditionell pleite und die Bahn wollte oder konnte das nicht alleine bezahlen. Obwohl die Ticketpreise inzwischen bei 20 Euro selbst fuer die Kurzstreckenscheine angekommen sind macht die Bahn immernoch Verluste. Deswegen sollen die Preise bald wieder angehoben werden, man munkelt von Preisen um die 800 Euro fuer eine Monatskarte, rund 1500 fuer das Semesterticket und 35 fuer die Kurzstrecke. Immerhin sollen dadurch die Schlangen verkuerzt werden.

Um halb 8 bin ich an der Reihe. Ich gebe meine Tuete ab, sie wird durchleuchtet. Dann gehe ich erst durch einen Metalldetektor, dann zwischen zwei Sprengstoffhunden hindurch, dann wird meine Iris gescannt und mein Fingerabdruck genommen. Die Ergebnisse werden mit den gespeicherten Daten auf meiner Monatskarte verglichen. Ich habe heute Glueck. Schon beim zweiten Versuch erkennt das System mich und laesst mich durch. Nach dem dritten haette ich in ein Nebenzimmer gemusst. Diese Untersuchungen dauern haeufig bis zu einer halben Stunde, Geruechten zufolge sind sie Polizeiverhoeren vor 5 Jahren nicht unaehnlich. Nachdem ich Einlass in den Zwischenbereich bekommen habe werde ich noch von einem Bundespolizisten abgetastet. Dann darf ich in den Sicherheitsbereich.

Mein Ticket wird von einem Scanner gelesen und ich gehe zum entsprechenden Wartebereich. Heute ging es schnell, ich haette auch einen Zug vorher nehmen koennen. Aber das Umbuchen ist mir zu kompliziert. Also setze ich mich in den Warteraum fuer die S-Bahn um 8:20. Die Bahn um 8:10 kommt und haelt, die Leute steigen aus und gehen in den Ausgangsbereich, wo sie ihr Gepaeck abholen. Dann werden die Tueren vom Wartebereich geoeffnet und die Fahrgaeste steigen ein. Ich gucke nebenbei etwas Fernsehen. Es laeuft ein Bericht ueber die neuen Fahrzeugerkennungssysteme, die in Berlin installiert wurden, nachdem der Innenminister einen deutlichen Sicherheitsgewinn bei der Verhinderung von Anschlaegen durch Raser erkannt hat. Jetzt stehen an fast allen Kreuzungen Kameras die die Kennzeichen der Autos scannen. Sie vergleichen die Entfernung zur letzten Kamera mit der Zeit, die das Auto fuer die Strecke gebraucht hat und stellen gleich entsprechende Verwarnungen aus.

Als die Bahn in die andere Richtung einfaehrt gibt es kurz Tumulte. Ein Rail-Marshall hat auf der Fahrt einen Jugendlichen angeschossen. Vermutlich hat der Jugendliche zu schnell nach seiner Tasche gegriffen oder einen MP3-Player mit in den Zug geschmuggelt. Solche Geraete sind streng verboten, da sie ein getarnter Fernzuender sein koennten. Deswegen gibt es bei elektronischen Geraeten, die erkannt werden, wohl auch Schiessbefehl. Es kommt deswegen oefter vor, dass die Rail-Marshalls schiessen. Letzte Woche sind dabei zwei Unbeteiligte getroffen worden, weil sie unguenstig standen. Jetzt kommt der Rail-Marshall mit dem gefesselten, blutenden Jugendlichen aus dem Zug und fuehrt ihn in Richtung Verhoerzimmer. Daneben sieht man schon einen Rettungswagen stehen, aber der muss warten. Sicherheit geht vor.

Kurz danach kommt meine Bahn. Ich steige ein und sehe grade noch im Augenwinkel meinen Rucksack, wie er in das Gepaeckabteil geladen wird. Nach einer halben Stunde steige ich in Potsdam wieder aus und gehe zum Gepaeckbereich. Dort hole ich meinen Rucksack vom Foerderband, halte das Etikett und meine Gepaeckkarte an einen Leser und werfe beides danach in die dafuer vorgesehenen Behaelter.

Schoene neue Welt. Ich freue mich auf die totale UeberwachungSicherheit. Endlich wird das Bahnfahren wieder Spass machen.