Hampi

Letztes WochenendeVor drei Wochen waren wir in Hampi. Freitag ging es los, Sonntag zurueck – und wir waren danach voellig fertig. Aber ich fange mal vorne an.

Freitag um kurz nach 9 stiegen wir zu viert in zwei Rickschas und fuhren zum Bahnhof. Die Fahrt nach Hampi sollte naemlich unsere erste Zugfahrt werden. Wir hatten Schlafwagen ohne Klimaanlage gebucht – und wir hatten keine Ahnung, was uns erwarten wuerde. Nachdem wir von der Holzklasse gehort hatten, die hier in Indien ihren Namen voellig zurecht traegt, waren wir aber auf alles gefasst. Schon am Bahnhof wurde es lustig. Wir sollten von Gleis 10 abfahren. Es gibt aber keine Möglichkeit mehr, zu Gleis 10 zu kommen. Die Brücke dahin ist nämlich kaputt. Also sind wir an Gleis 8 von der Brücke gegangen und dann einmal quer über die Schienen und durch den Zug auf Gleis 9 durch, um zum Zug zu kommen. Im Zug angekommen war es dann besser, als wir gedacht hatten. Ein Zug mit etwa dem gleichen Format wie in Deutschland, mit Abteilen zu je sechs Plaetzen. Dabei war die Rueckenlehne der Bank hochklappbar und stellte das mittlere Bett dar, die Sitzflaeche war das untere Bett und oben drueber hing das dritte Bett. Von diesen Dreierstapeln gab es zwei je Abteil, zusaetzlich waren auf der anderen Seite des Gangs nochmal zwei Betten. Zwischen den beiden Bettenstapeln waren drei Ventilatoren angebracht, die fuer die Lueftung sorgen sollten.

Recht schnell hatten wir uns ueberlegt, wer wo schlafen wuerde und gingen dann auch bald schon ins Bett. Eigentlich wollten wir noch was wachbleiben, aber zumindest ich bin schnell eingeschlafen und habe auch fast durchgeschlafen. Am nächsten Morgen wurden wir vom Wecker geweckt und dann bin ich erstmal auf die Toilette gegangen. Die war doch sehr heruntergekommen. Der gesamte Boden war total nass. Es sah nicht wirklich appetitlich aus. Aber als ich dann gespült habe, habe ich gesehen, dass das Rohr vom Spülkassten zur Toilette undicht war, so dass es nur Wasser war, was da auf dem Boden rumlief. Trotzdem habe ich schon schönere Toiletten gesehen… Danach habe ich mir kurz eine original indische Zugfahrt gegönnt und habe mich aus der Tür gelehnt um mal zu gucken, wo wir eigentlich sind. Das ist bei den Geschwindigkeiten nicht so gefährlich wie es sich anhört, der Zug fährt nicht mehr als 50, meist eher langsamer. Durchschnittsgeschwindigkeit sind so um die 40 km/h. Die Landschaft war sehr schön, so dass ich noch etwas an der Tür stehen geblieben bin und rausgeguckt habe.

Bald waren wir dann in Hospet, von wo wir mit dem Bus weiterfahren wollten. Wir haben uns dann aber doch für die Rickscha entschieden, weil die geforderten Preise in Ordnung waren (14 km, 90 Rupien. Im Lonely Planet standen 80 Rupien als Richtwert) und es deutlich komfortabler war. Vor allem mussten wir so nicht den Busbahnhof suchen.

Wir hatten in Hampi kein Hotel gebucht und ein bisschen Sorge, ob wir noch alle in ein Guesthouse passen würden. Die meisten im Lonely Planet erwähnten waren nämlich nicht sehr groß, sondern so mit 3-5 Zimmer. Diese Sorge erwies sich aber sehr schnell als völlig unbegründet, wir konnten uns kaum vor Guesthouse-Leuten retten, als wir in Hampi aus der Rickscha stiegen. Wir wollten eigentlich zu Bungalos auf der anderen Flussseite, aber dort konnten wir nicht hin – die Boote fuhren wegen Hochwasser nicht. Also liessen wir uns von einem der 10 Inder, die um uns rumwuselten und uns in ihre Guesthäuser kriegen wollten sein Haus zeigen und entschieden, dort zu bleiben. 200 Rupien pro Zimmer, Warm-Wasser und alles war sauber. Es war natürlich alles sehr einfach, aber wir wollten ja auch nur eine Nacht da bleiben. Gleich stellten wir unser Gepäck dort ab und gingen dann zurück zur Hauptstraße.

Hampi selbst ist sehr klein. Ich würde es auf vielleicht 500 Einwohner schätzen. Plus mindestens genau so viele Touristen. Dementsprechend sah es auch aus. Überall waren Restaurants die mit italienischem Essen, meist mit sehr eigenwilliger Rechtschreibung, warben. Wir gingen zum ersten Restaurant, dass ganz ok aussah. Es sollte Pfannkuchen mit Nutella und Omlettes und ähnliches haben. Also bestellten wir ein paar Pfannkuchen und ein paar Omlettes und warteten. Und warteten. Und warteten. Erst nach 45 Minuten kam unser Essen dann auch. Aber es war dafür recht lecker, insbesondere der Pfannkuchen mit Schoko-Sauce und Banane war sehr lecker.

Während wir warteten begegnete uns auch das erste mal ein Jugendlicher, der Postkarten verkaufte. 10 Rupien pro Stück wollte er, angeblich hatte er sie für 7 gekauft und deswegen wollte er auch keine besonderen Discounts geben. Wir zahlten am Ende rund 9 Rupien pro Stück, glaube ich. Später sahen wir die exakt gleichen Postkarten im Laden für 5 Rupien. Aber das war uns eigentlich klar… Die Postkartenverkäufer sind in Hampi wirklich überall. Man kann kaum 10 Meter laufen ohne Postkarten verkauft zu bekommen.

Nach dem Essen ging es dann in den Haupttempel. Dieser ist sehr schön, aber an sich nichts besonderes. Nur zwei Besonderheiten möchte ich nicht unerwähnt lassen. Zum einen gab es dort eine Elefanten. Wenn man sich vor diesen stellte, streckte er seinen Rüssel aus. Da konnte man dann eine Münze reinlegen. Dann gab er diese Münze seinem Betreuer, der daneben stand, und segnete einen, indem er mit dem Rüssel auf den Kopf fasste. Ein komisches Gefühl, das wir aber natürlich alle mal ausprobieren wollten.

Dann gab es im Tempel selbst Steinsäulen, die hohl waren. Wenn man sein Ohr daran legte und daneben auf den Stein klopfte, konnte man das auch hören. Ob es diese Säulen in allen Tempeln gibt weiß ich nicht, wir haben noch nirgendwo bisher eine Führung gemacht gehabt. Auf jeden Fall war es für mich neu.

Leider wurde unser Tempelbesuch dann aber recht abrupt von der Polizei beendet. Der indische Finanzminister war nämlich auf dem Weg und sollte sehr bald erscheinen. Also gingen wir dann wieder raus und kletterten auf den ersten Berg. Dafür muss man wissen: Hampi liegt in einem Tal und ist von kleinen Bergen umgeben. Auf diese kann man natürlich klettern, was wir auch ausgiebig gemacht haben. Von diesem Tempel konnten wir dann den Finanzminister ankommen sehen. Wir haben einige Zeit die Landschaft genossen und sind durch kleinere Ruinen gegangen, die auf dem Tempel waren. Dann sahen wir einen Berg mit einem interessant aussehenden Gebäude drauf, dort wollten wir als nächstes hin. Also haben wir uns auf den Weg dorthin gemacht.

Der Weg auf den Berg hoch war jedoch alles andere als einfach. Wir sind etwa bis auf 3/4 der Höhe über eine Art Trampelpfad gekommen. Dort haben wir dann die beiden Mädels die mitwaren verlassen, sie wollten nicht weiter hoch. Weiter ging es auch scheinbar nur durch klettern, jedenfalls auf unserer Seite des Berges. Also sind wir halt geklettert. Dabei waren einige Situationen dabei, die zumindest mich an die Grenzen meiner Kletterfähigkeiten in Jeans und normalen Schuhen brachten. Insbesondere sei hier ein Stein fast ganz oben zu erwähnen, der sehr fies war. Etwa einen Meter lang und 30 cm breit war er. Links ging es rund 3 Meter, rechts rund 5 Meter runter. Und weil das noch nicht lustig genug ist, war die Oberseite des Steins nicht flach sondern rund, wie es halt Seiten von Natursteinen nunmal sind. Aber auch der wurde gemeistert und wir kamen dann bei dem alten Tempel auf dem Berg an. Dieser war sehr schön und vor allem der Ausblick war wunderschön. Einige Zeit blieben wir da oben, aber dann wollten wir auch wieder runter. Diesmal nahmen wir aber die Treppe, die sich etwas versteckt auf der anderen Seite des Berges befand, die aber genau auf der Plattform endete, wo wir mit dem Klettern begonnen hatten. Unten angekommen entschieden wir, dass wir für den Tag genug hatten und essen wollten.

Essen gingen wir im Mango Tree. Das ist das bekannteste Restaurant in Hampi, es wurde uns von allen Bekannten empfohlen, die schonmal da waren. Das Essen war auch wirklich ziemlich gut, auch das Ambiente war schön. Nur die ganzen Fliegen und Krabbelviecher störten etwas. Nach dem Essen sind wir dann ins Guesthouse wo wir noch eine auf dem Weg gekaufte Melone aßen und dann schlafen gingen.

Am nächsten Tag ging es zu dem Weltkulturerbetempel, der allerdings nicht so grandios schön war, wie wir es erwartet hatten. Vielleicht lag das aber auch daran, dass wir in der letzten Zeit sehr viele Tempel gesehen hatten und sie uns etwas zum Hals heraushingen. Im Tempel trafen wir auf eine Gruppe von 30 Indern, die alle mit uns Fotos haben wollten – immerhin nur in Gruppen, so dass es recht schnell ging. Trotzdem war es lustig, sich immer wieder mit Indern auf Fotos zu stellen… Von dem Tempel ging es dann zu dem ehemaligen Palast von Hampi, wo wir ein Musem besuchten und uns den Park anguckten. Zum Abschluss ging es noch durch einige Ruinen vom alten Hampi und zum Queen’s Bath, was ganz nett war, aber wir waren zu fertig und hatten zu viele Ruinen gesehen, um es noch richtig zu bewundern.

Dann ging es wieder nach Hospet zum Zug, diesmal in einer Großraumrickscha. Die haben 6 reguläre Plätze, so dass wir dort auch mit Gepäck gut reinpassten. In Hospet stiegen wir wieder in unseren Zug und waren recht müde. Ich schlief recht schnell ein – war damit aber leider fast allein. Meine Freundin konnte gar nicht schlafen. Der Grund waren die Käfer und Kakerlaken, die durch den Zug krabbelten, die ich gottseidank nicht gesehen habe. Sie verbrachte also die ganze Fahrt sitzend im Zug und tötete immer wieder irgendwelche Krabbelviecher, war am nächsten Morgen aber natürlich dann völlig fertig.

Wieder in Bangalore stiegen wir in eine Rickscha und waren dann so gegen 7:20 im Guesthouse, wo ich schnell noch duschte und dann zur Arbeit fuhr.

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