Kanyakumari

Hier der zweite Teil der Erzählung vom vorletzen Wochenende. Der erste Teil drehte sich um die Anreise und Kovalam, jetzt gehts mit der Abreise nach Kanyakumari weiter.

Unser Bus kam einige Minuten früher als gedacht und weil sich inzwischen wohl rumgesprochen hatte, wo wir hin wollten, sagte uns jeder anwesende Inder, dass das unser Bus war. Wir gingen also rein und fanden einen völlig leeren Bus vor. Nachdem wir uns gesetzt hatten, hieß es erstmal warten. Der Bus fuhr nämlich erst 15 Minuten später ab und verspätete sich dann auch noch. Er blieb aber immerhin recht leer. Der Kassierer kam nach ein paar Minuten Fahrt vorbei und kassierte von jedem den Fahrpreis. Genau weiß ich ihn nicht mehr, aber es waren um dir 40 Rps, also rund 65 Cent. Für 80 Kilomenter. Kein schlechter Preis… Aber dafür muss man sich halt mit dem Bus rumschlagen… Der war nämlich alles andere als bequem. Erst saß ich noch mit gut Beinfreiheit hinten am Ende vom Gang. Bald wurde der Bus aber immer voller. Neben mir waren die Taschen von zwei von uns und einem Inder gestapelt, so dass ich immerhin von dort nicht eingequetscht wurde. Das änderte sich aber, als sich jemand beim Kassierer beschwerte. Der wiederum beschwerte sich dann bei mir und wollte, dass ich meine Taschen irgendwo weit vorne im Bus verstaue. Witzbold. Ich werde sicherlich Taschen mit Inhalt teilweise im Wert vom Jahresverdienst einiger Mitreisender allein weit vorne im Bus lassen, wo ich nicht mal sehe, wenn die jemand mitnimmt. Das habe ich ihm auch klar zu machen versucht, aber er hat es völlig ignoriert. Im Endeffekt musste ich dann die Taschen auf den Boden legen (was dazu geführt hat, dass der Inhalt völlig durchgeweicht ist. Mein Pass hat jetzt Wasserflecken…) und mich da hin quetschen. Natürlich passte ich da nicht hin, aber das ist in den Bussen völlig normal, mein Platz davor war der einzige, an den ein normal-großer Europäer passt – außer in der Breite, da passen nicht mal die eher schmächtigen Inder auf einen Platz…

Irgendwann waren wir dann aber endlich in Kanyakumari angekommen und suchten unser Hotel. Dank einer Straßenkarte und einigen Indern, die uns sagten wo genau wir wären, haben wir es auch recht schnell gefunden – und wären fast gleich wieder raus gegangen. Der Inder an der Rezeption genehmigte sich erstmal einen kräftigen Schluck aus einer Flasche, die dem Aussehen nach mit Rum oder Whiskey gefüllt war und führte uns dann in ein alles andere als wirklich sauberes Zimmer. Noch dazu hielt es die katholische Kirche nebenan für nötig, die Umgebung mit lauter Musik aus Lautsprechern zu quälen. Also lehnten wir ab und gingen weiter auf die Suche. Im Reiseführer lasen wir über ein Hotel, das relativ günstig sein sollte und grade renoviert worden war. Das fanden wir zwar nicht, aber dafür ein anderes Hotel, was zumindest von außen sehr gut aussah. Die Zimmer sollten etwas über 600 Rps pro Nacht kosten – und sahen sehr gut aus. Also blieben wir in dem Hotel. Am Abend machten wir nicht mehr viel, wir gingen nur noch einmal eine kleine Tour durch die Stadt machen, aber viel sahen wir dabei nicht.

Am nächsten Morgen konnten wir endlich wieder warm duschen – warmes Wasser gab es in Kovalam nämlich nicht. Die Dusche war herrlich, sogar besser als im Guesthouse. So erfrischt bestellten wir uns Essen aufs Zimmer – und waren doch sehr überrascht, als es ankam. Es war nämlich in Zeitungspapier eingepackt… Trotzdem war es aber lecker. Da wir darauf recht lang warten mussten und auch erstmal richtig ausgeschlafen haben, war es aber nach dem Frühstück schon recht spät. Der Plan für den Tag sah den Besuch des Tempels und der Statue vor der Küste vor, danach wollten wir noch den berühmten Sonnenuntergang sehen. Also ging es auf Richtung Bootsablegestelle. Dort angekommen sahen wir die Fähre das erste Mal – es war ein Trauerspiel. Dass das Ding überhaupt noch schwamm grenzte an ein Wunder. Es war auch ziemlich überfüllt. Aber es half ja alles nichts, wir wollten die beiden Sehenswürdigkeiten ja sehen. Also sind wir aufs Boot und zum Tempel geschippert. Der war nichts besonderes, ich kenne Tempel ja nun wirklich schon zur Genüge. Die Statue war dagegen ganz interessant. Sie ist nach einem berühmten Philosophen gebaut, der auf diesem Felsen wohl mal 3 Tage lang meditiert hat. Sein Hauptwerk hat 133 Kapitel, deswegen ist die Statue 133 Fuß hoch. Unterteilt ist es in 3 Bäden, dabei ist der erste 58 Kapitel lang – deswegen ist der Sockel unter der Statue 58 Fuß hoch. Von dort sahen wir auch den südlichsten Punkt Indiens, an dem wir am Abend zuvor standen, ohne es zu wissen.

Nach der Rückkehr ging es erstmal Essen. Das Essen war ok, auch wenn ich nicht viel Hunger hatte. Danach war es schon recht spät, so dass wir uns den Sonnenuntergang angucken wollten. Für diesen ist Kanyakumari berühmt. Also nahmen wir uns ein Taxi zum Sunset Point und setzten uns dort hin. Leider war es ziemlich bewölkt, so dass wir den Sonnenuntergang nicht wirklich sehen konnten. Nachdem die Sonne definitiv untergegangen war ohne sich uns zu zeigen, machten wir uns auf den Heimweg zum Hotel. Kurz nachdem wir losgegangen waren sprachen uns drei Mädels an, ob wir ein Foto von ihnen machen könnten. Die drei, stellte sich nach dem Foto schnell heraus, waren aus Kanada bzw. England und waren in einem Dorf in der Nähe als Lehrerinnen. Wir quatschten mit den dreien auf dem Weg zum Taxi und nahmen sie dann mit in die Stadt, weil sie ohne Taxi da waren. Das war zwar im Auto etwas voll (8 Leute in nem Auto etwa mit Golf-Größe), aber die Strecke war ja auch nicht weit. Außerdem saß ich bequem vorne, wo wir zu dritt saßen (vorne war ne Sitzbank, die für 3 ausgelegt war), während sich die anderen hinten etwas eingequetscht vorkamen. In der Stadt angekommen hatten wir alle keinen besonderen Plan für den Abend, so dass wir in eine der wenigen Bars in Kanyakumari gingen und dort den Rest des Abends mit Quatschen verbrachten. Es wurde dabei immer später, so dass wir zur Zeit, zu der die Bars schließen müssen, immernoch da waren, und dann in unser Hotel umzogen. Dort schlief ich aber sofort ein, so dass ich den Rest des Abends gar nicht mehr mitbekam, aber nach den Erzählungen ging er dann auch nicht mehr sehr viel länger. Trotzdem war es nach Mitternacht, was unseren Plan für den nächsten Morgen, nämlich um halb 6 aufstehen und Sonnenaufgang gucken, zunichte machte. Als wir um halb 9 aufstanden sahen wir aber, dass daraus eh nichts geworden wäre – es regnete nämlich.

Nach einem Frühstück, wieder aus Zeitungspapier, machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Wir wollten nämlich mit dem Zug nach Trivandrum zurückfahren. Wir kauften uns die Karten und stiegen dann in Erwartung einer halbwegs komfortablen zweiten Klasse in den Zug – um auf Holzbänken zu sitzen. Soviel zum Thema 2. Klasse wird schon ok sein. Aber die Fahrt war schon ok und vor allem billig. 34 Rupien hat sie gekostet.

Trivandrum erwies sich dann als ausgesprochen hässliche und langweilige Stadt. Der Reiseführer war auch nicht grade toll, auch wenn er mich erheiterte: “Hier finden sie für jeden Geschmack und Geldbeutel passende Restaurants” – so wurde das Kapitel eingeleitet, was danach nur noch billige indische Restaurants aufzählte. Im teuersten Restaurant der Liste zahlt man pro Person laut Reiseführer etwa 90 Rps. Zum Vergleich: In Bangalore zahlen wir für eine Hauptspeise meist etwa 250 Rps, mit Getränken und Vorspeise landet man meist bei mindestens 400. Nachdem wir auch vergeblich einen Coffee Day gesucht hatten, fiel uns ein, einfach mal in eins der guten Hotels zu gehen – und schnell war auch das einzige 4-Sterne-Hotel gefunden. Dort gab es ein Mittagsbuffet mit leckerem Essen für 250 Rps pro Person. Darüber machten wir uns her und fuhren dann gesättigt zum Flughafen um pünktlich wieder nach Bangalore loszufliegen.

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